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Breitmaulnashorn
Breitmaulnashorn

Systematik
Klasse: Säugetiere

 (Mammalia)

Unterklasse: Lebendgebärende Säugetiere

 (Theria)

Teilklasse: Höhere Säugetiere

 (Eutheria)

Ordnung: Unpaarhufer

 (Perissodactyla)

Familie: [1]

 Nashörner (Rhinocerotidae)

Gattung: Ceratotherium
Art: Breitmaulnashorn
Wissenschaftlicher Name
Ceratotherium simum
Burchell, 1817

Beschreibung[]

Aussehen und Maße[]

Das Breitmaulnashorn erreicht eine Körperlänge von über 450 Zentimeter sowie ein Gewicht von fast 3.500 Kilogramm. Weibchen bleiben mit einer Länge von rund 360 Zentimeter und einem Gewicht von etwa 1.700 Kilogramm deutlich kleiner und leichter. Die Schulterhöhe beträgt je nach Geschlecht zwischen 160 und 200 Zentimeter, die Schwanzlänge rund 50 bis 70 Zentimeter. Nach dem [2] Afrikanischen Elefanten (Loxodonta africana) ist das Breitmaulnashorn das zweitgrößte Landsäugetier. Das vordere markante Horn kann eine Länge von bis zu 100 Zentimeter erreichen. Das zweite Horn bleibt deutlich kleiner. Die Hörner bestehen wie die Haare aus Keratin und sind lose auf dem Nasenrücken ins Bindegewebe eingewachsen. 

Sie sind also im gewissen Maß beweglich. Der Oberrücken, gleich hinter dem Nacken, ist durch eine höckerartige Erhebung gekennzeichnet, die aus Bindegewebe besteht und dem Nashorn eine imposante Statur verleiht. Der massige Kopf ist länglich. Die Ohren sind leicht behaart, spitz zulaufend und sehr beweglich.

Die Sinne des Breitmaulnashorns sind unterschiedlich gut entwickelt. Neben einem durchschnittlich entwickeltem Hörsinn und einem schlechten Sehvermögen ist einzig der Geruchssinn überdurchschnittlich entwickelt. Mit ihm kann das Nashorn eine Witterung schon über eine Entfernung von mehreren Kilometern wahrnehmen. Als Nahrungsspezialist hat sich das Gebiss an die Nahrungsspezialisierung angepaßt. Die Schneidezähne haben sich zu einer verhornten Schneidekante entwickelt, mit der sie besonders gut Gräser abreißen können. Die Lippen sind breit und liegen übereinander. Dies ermöglicht das leichte Ergreifen von Gras. Im Gegensatz zu ihren nahen Verwandten den Spitzmaulnashörnern (Diceros bicornis) sind Breitmaulnashörner deutlich aggressiver. Sie sind jederzeit bereit ihr Revier und ihre Jungtiere zu verteidigen. Bei Gefahr schließt sich eine Gruppe zu einem Ring zusammen, wobei die Hörner in Richtung Feind zeigen. Die Hinterteile zeigen in die Mitte, wo auch die Jungtiere Schutz finden. Sind sie auf der Flucht, so können sie durchaus Geschwindigkeiten von bis zu 40 km/h erreichen.

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Lebensweise[]

Breitmaulnashörner leben in lockeren Gruppen, die bis zu zehn Tieren umfassen können. Eine Gruppe besteht aus Weibchen und deren Nachwuchs. Geschlechtsreife Bullen leben einzelgängerisch. Jungbullen schließen sich in Junggesellengruppen zusammen. Breitmaulnashörner bilden zum Teil große Gemeinschaftsterritorien. Die Reviere werden an den Grenzen und an markanten Punkten (beispielsweise Wasserlöcher) mit Urin markiert. Die Tiere nutzen feste Kotplätze, die ebenfalls markiert werden. Ihr Territorium umfasst in jedem Fall auch eine Wasserstelle zum Trinken und vor allen zum Suhlen. Schlammbaden ist für die Tiere übrigens sehr wichtig, da sie über keine Schweißdrüsen zwecks Abkühlung besitzen und sich lästiger Parasiten entledigen. Sind Wasserlöcher ausgetrocknet, so unternehmen sie zum Teil weite Wanderungen. Im Wasser liegend nutzen Breitmaulnashörner den Service der Pelomedusenschildkröten (Pelomedusidae), die den Nashörnern die Parasiten vom Körper knabbern.

Neben den Pelomedusenschildkröten (Pelomedusidae) picken auch Madenhacker (Buphagus) Parasiten vom Körper der Breitmaulnashörner. Sie lassen diese Prozedur gelassen über sich ergehen. Das Breitmaulnashorn ist tagaktiv, meidet aber zu große Hitze bzw. direkte Sonneneinstrahlung. Die meiste Zeit vom Tage halten sie sich im Schatten auf und ruhen. Die Kommunikation untereinander erfolgt durch Lautäußerungen und durch Körpersprache. Bisher sind 15 unterschiedliche Körperhaltungen bekannt, die offensichtlich der Kommunikation dienen. Begegnen sich zwei Nashornbullen, dann kann solch eine Kommunikation zwischen den beiden Bullen etwa eine Stunde dauern, ohne dass es zu einer Auseinandersetzung kommt.

Unterarten[]

Verbreitung[]

Die Breitmaulnashörner leben in den trockenen Steppen und Buschsavannen in Zentral - und Südafrika. Die Hauptverbreitungsgebiete erstrecken sich über Südafrika, Angola, Namibia, Simbabwe und Mosambik. Heute leben die Tiere fast ausschließlich in den großen Nationalparks, in allen ursprünglichen Verbreitungsgebieten wurden sie vom Menschen ausgerottet. Halboffene Landschaften mit reichlich Bewuchs in Form von Bäumen oder Büschen sowie lichte Wälder und deren Ränder gehören zu den natürlichen Habitaten. In ihren Habitaten sind Breitmaulnashörner auf das Vorhandensein von Wasser angewiesen. In Zeiten großer Dürre unternehmen die Tiere weite Wanderungen.

Prädatoren[]

Breitmaulnashörner haben im Grunde keine natürlichen Feinde. Jungtiere können allerdings von [3] Löwen (Panthera leo) gerissen werden. Da die Mutter ihr Junges vehement verteidigt, kommt es zu tödlichen Angriffen durch Löwen nur selten. Selbst wenn eine Mutter sich einen Moment lang desinteressiert gibt, so ist sie dennoch immer wachsam. In seltenen Fällen kommt es zu Angriffen von [4] Afrikanischen Elefanten (Loxodonta africana). Ein Afrikanischer Elefant kann aufgrund seiner Größe mit Leichtigkeit ein Breitmaulnashorn töten. 

Ernährung[]

Nashörner leben grundsätzlich rein vegetarisch. Sie fressen Gräser, Kräuter und in Notzeiten auch Strauchwerk. Mit ihren breiten Lippen können sie ihre Nahrung bequem abstreifen. An Wasserlöchern nehmen Breitmaulnashörner täglich bis zu 200 Liter Wasser zu sich.

Fortpflanzung[]

Die Geschlechtsreife wird mit drei bis sieben Jahren sehr spät erreicht. Ein Weibchen ist in der Regel im Alter von drei bis vier Jahren geschlechtsreif, eine Männchen mit sechs bis sieben Jahren. Eine Paarung ist an keine feste Jahreszeit gebunden. Während der Brunft sondert sich das Weibchen von ihrer Gruppe ab. Ein Paarungsakt kann über eine Stunde dauern. Dabei paart sich ein Paar bis zu 12 mal. Nach einer erfolgreichen Paarung trennt sich das Weibchen vom Männchen und schließt sich wieder ihrer Gruppe an. Ein Weibchen ist übrigens nur alle drei bis vier Jahre brünftig. Nach einer Tragezeit von gut 16 Monaten bringt das Weibchen ein einzelnes Jungtier zu Welt. Das Jungtier hat ein Geburtsgewicht von etwa 40 bis 60 Kilogramm. Kurz nach der Geburt kann das Kalb bereits stehen. Ab dem dritten Tag folgt es der Mutter. Das Horn beginnt im dritten oder vierten Lebensmonat zu wachsen. Bereits nach sechs Monaten hat das Kalb sein Geburtsgewicht verdoppelt. Die Säugezeit beträgt durchschnittlich ein Jahr, wobei das Jungtier schon kurz nach der Geburt auch Gras zu sich nimmt. Das Jungtier bleibt etwa für zwei Jahre bei der Mutter bevor es die Gruppe verläßt. Mutter und Kind pflegen während dieser Zeit eine enge Beziehung. Das Muttertier beschützt ihr Kalb vehement gegenüber Fleischfressern. Breitmaulnashörner können ein Alter von deutlich über 40 Jahren erreichen. In freier Natur wird ein solches Alter aber eher selten erreicht.

Bedrohung[]

Das Breitmaulnashorn steht in der Roten Liste der IUCN heute auf der Vorwarnliste und wird in der Kategorie NT, Near Threatened geführt. Die beiden Unterarten sind dabei höchst unterschiedlich gefährdet. Das Nördliche Breitmaulnashorn(Ceratotherium simum cottoni) ist kaum noch zu retten, da nur noch wenige Dutzend Tiere leben. Diese Unterart wird als kritisch gefährdet (CR, Critically endangered) geführt. Aber auch um das Südliche Breitmaulnashorn (Ceratotherium simum simum) steht es nicht gut. Zwar leben von dieser Unterart noch einige Tausend Tiere, aber es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis auch diese Population am Rand der Ausrottung steht. Neben der Zerstörung ihrer natürlichen Lebensräume durch fortschreitende Urbanisierung steht vor allem die Wilderei im Vordergrund. Arabische und Asiatische Länder (insbesondere China und Korea) zahlen für die Hörner extrem hohe Summen. In Asien wird das Horn zu Pulver zermalen und als "Heilmittel" und als "Aphrodisiakum" geschätzt.

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