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Info: Die Dickschnabellumme (Uria lomvia) zählt innerhalb der Familie der Alkenvögel (Alcidae) zur Gattung der Lummen (Uria). Im Englischen wird dieser Lumme Brünnich's Guillemot oder Thick-billed Murre genannt.

Die Dickschnabellumme ist leicht mit der Trottellumme (Uria aalge) zu verwechseln. Die Trottellumme bleibt jedoch insgesamt etwas kleiner. Der Schnabel der Dickschnabellumme ist im Querschnitt deutlich dicker und auch kürzer.

Aussehen und Maße: Die Dickschnabellumme erreicht eine Körperlänge von 43 bis 46 Zentimeter, eine Flügelspannweite von 70 bis 75 Zentimeter sowie ein Gewicht von 750 bis 1.450 Gramm. Die Geschlechter weisen keinen Dimorphismus auf. Markantes Merkmal ist die feine weiße Linie am Schnabelansatz. Im Sommergefieder sind der Kopf, der Rücken und die Flügel überwiegend schwarzbraun bis schwarz gefärbt. Die Bauchseite ist bis zum oberen Kehlbereich weiß gefärbt. Im Wintergefieder zeigt sich eine ähnliche Färbung, jedoch sind die Kehle und die Wangen ebenfalls hell gefärbt. Das Sommergefieder ist insgesamt deutlich glanzvoller. Die Unterseite der Flügel ist zum Großteil weißlich gefärbt. Die kurzen Füße und der kräftige Schnabel sind schwarz. Die Zehen der Füße enden in kleine schwärzliche Krallen. An Land bewegen sich die Dickschnabellummen ziemlich plump, ähnlich wie ein Pinguin.

Lebensweise: Dickschnabellummen nisten während der Brutzeit im Bereich der Packeisgrenze in zum Teil sehr großen Kolonien. Die Kolonien liegen an felsigen Küsten nahe des Wassers. Oft werden auch felsige, dem Festland vorgelagerte Inseln besiedelt. Das Sozialleben ist insbesondere durch gegenseitige Gefiederpflege geprägt. Dies erfolgt insbesondere innerhalb der Paare. Bei der Paarbindung handelt es sich um eine monogame Bindung, die oftmals über mehrere Jahre hält. Dickschnabellummen sind gewandte und ausdauernde Flieger. 

Der Start von der Wasseroberfläche aus gestaltet sich meist als schwierig. Aufgrund der kurzen Flügellänge und des relativ hohen Gewichtes brauchen sie viel Anlauf. Der Flug in die Winterquartiere erstreckt sich nahezu über 1.000 Kilometer. Dazu erreichen sie leicht Fluggeschwindigkeiten von über 70 km/h.

Verbreitung: Die Brutgebiete der Dickschnabellumme liegen rund um den Polarkreis nahe der Packeisgrenze oder sogar darüber hinaus. Die Brutgebiete erstrecken sich vor allem über das nördliche Nordamerika und Asien. Kleinere Populationen brüten auch im nördlichen Grönland und auf Island. Die Winterquartiere liegen deutlich weiter südlich. Die Dickschnabellummen leben in Küstennähe oder im Bereich des Kontinentalschelfs. In Europa sind sie jedoch auch im Winter eher selten anzutreffen. Die Hauptpopulationen erstrecken sich über Asien und Nordamerika.

Ernährung: Die Dickschnabellumme ernährt sich als reiner Fleischfresser hauptsächlich von kleineren Fischen in passender Größe. Die Fische weisen eine durchschnittliche Länge von gut 15, seltener bis 20 Zentimeter auf. Dazu gehören insbesondere Sprotten (Sprattus), Sardellen (Engraulidae), Heringe (Clupeidae)  und ähnliche Knochenfische (Osteichthyes). Darüber hinaus werden auch Schnecken (Gastropoda) und Muscheln(Bivalvia) sowie Krebstieren (Crustacea) wie Krill (Euphausiacea) gefressen. Aber auch Weichtiere (Mollusca) werden keineswegs verschmäht.

Mit seinem kräftigen Schnabel kann die Dickschnabellumme selbst hartschalige Muscheln und Krebstiere knacken. Beutetiere werden tauchend nahe der Wasseroberfläche erbeutet. Die mit Schwimmhäuten versehenen Füße und die kurzen aber kräftigen Flügel dienen der Dickschnabellumme unter Wasser als An- und Vortriebsorgan. Die Nahrung wird zumeist bereits unter Wasser verschlungen. Die Tauchzeiten können sich durchaus über einige Minuten erstrecken. Auf Nahrungssuche gehen die Vögel in der Regel in größeren Gruppen. Nicht selten können diese Gruppen einige Hundert Individuen umfassen.

Fortpflanzung: Dickschnabellummen erreichen die Geschlechtsreife mit rund vier Jahren. Je weiter nördlich das Verbreitungsgebiet, desto später der Beginn der Paarungszeit. Die Paarungszeit beginnt meist im Laufe des Aprils. Die Eiablage erfolgt zwischen Mai und Juni. Dickschnabellummen brüten in großen Kolonien. Eine Kolonie weist meist einige Zehntausend Brutpaare auf. Nicht selten treffen sich in den Brutkolonien auch weit mehr als 100.000 Brutpaare. Die Kolonien liegen an felsigen Küsten des Festlandes oder von Inseln, bevorzugt werden felsige Steilwände. Großartige Nester werden von den Dickschnabellumme nicht gebaut. Eine felsige Mulde reicht vollkommen aus. Das Weibchen legt ein Ei auf den nackten Felsen. Das Ei ist leicht oval, fast birnenförmig geformt und weist eine Größe von 7,5 bis 8,5 Zentimeter auf und wiegt 110 bis 120 Gramm.

Durch die ovale Form kann das Ei auf dem felsigen Untergrund nur schlecht wegrollen. Die Färbung der Eier schwankt je nach Unterart und Vorkommen zwischen weiß und gräulich. Sie sind zudem mit dunklen Tupfen und Flecken versehen. Beide Elternteile brüten das Ei über einen Zeitraum von 30 bis 34 Tagen aus. Bei Gelegeverlust kommt es in der Regel zu einem Nachgelege. Das geschlüpfte Küken wird mit kleinen Fischen gefüttert, die von beiden Partnern herangeschafft werden. Der Flaum der Küken ist oberseits graubraun, auf der Bauchseite weißlich gefärbt. Die Entwöhnung erfolgt abrupt. Im Alter von kaum drei Wochen wird der Jungvogel von den Eltern verlassen. Die Eltern kehren ins Meer zurück. Noch nicht flügge, folgt der Jungvogel nun den Eltern ins Meer. Er springt von einem Felsvorsprung ins Wasser hinein. Mit rund 45 Tagen erreicht der Jungvogel die Flugfähigkeit. Bis dahin verbringt er die erste Zeit ausschließlich auf dem Wasser.

Gefährdung und Schutz: Das Verbreitungsgebiet der Dickschnabellumme erstreckt sich über fast 10 Millionen km². Die Bestände der Tiere werden von BirdLife International auf etwa 22 Millionen Individuen geschätzt del (Hoyo et al., 1996-2004). Demnach zählt die Dickschnabellumme nicht zu den bedrohten Vogelarten. In der Roten Liste der IUCN wird die Art als nicht gefährdet geführt (LC, Least Concern). Die letzte Schätzung stammt jedoch aus dem Jahr 2004. Aktuelle Zahlen liegen nicht vor. Zu den Hauptbedrohungen gehört vor allem die Vernichtung der natürlichen Lebensräume und die Überfischung der Meere.

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