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Info: Der Unglückshäher (Perisoreus infaustus) zählt innerhalb der Familie der Rabenvögel (Corvidae) zur Gattung Perisoreus. Im Englischen wird die Art Siberian Jay genannt.

Aussehen und Maße: Der Unglückshäher ist kleiner als der Eichelhäher (Garrulus glandarius) und erreicht je nach Unterart eine Körperlänge von 25 bis 31 Zentimeter, eine Flügelspannweite von 40 bis 46 Zentimeter sowie ein Gewicht von 80 bis 95 Gramm. Zwischen beiden Geschlechtern besteht kaum ein nennenswerter Dimorphismus. In der Gefiederfärbung gleichen sich die Geschlechter. Das Gefieder weist insgesamt eine beigebraune Färbung auf. Der Rücken ist von einer grauen Färbung, während der Kopf und der Nacken eher von einer braunen Tönung sind. Der Bürzel und der Schwanz sind wiederum rotbraun gefärbt und im Flug erkennt man rötlich gefärbte Flügel. Die Brust ist meist heller gefärbt als die Bauchseite und weist eher eine beigefarbene Tönung auf. Die Kopfseiten sind dunkelbraun gefärbt, wobei sich die braune Färbung von den Augen bis in den Nacken zieht. Stirn und Teile des Oberkopfes weisen ebenfalls eine dunkelbraune Tönung auf. Im Bereich der Augen zeigt sich auch eine intensiv dunkelbraune Färbung, wobei das Dunkelbraun fast einen Augenring bildet. Der kleine, spitze Schnabel und die Extremitäten zeigen eine schwarze Färbung. Die Füße enden in vier Zehen, wovon eine Zehe nach hinten und drei nach vorne weisen. Die Färbung kann je nach Unterart leicht variieren.

Lebensweise: Unglückshäher sind nur wenig gesellige Vögel, die außerhalb der Paarungszeit meist einzelgängerisch oder paarweise anzutreffen sind. Sie gelten als sehr territorial, die keinen Kampf mit Artgenossen und Prädatoren scheuen. Ähnlich wie bei den Luftkämpfen mit Artgenossen wird auch gegen Fressfeinde vorgegangen. Der Unglückshäher ist selbst für Falken ein unerschrockener Gegner. Während der Paarungszeit leben Unglückshäher in einer monogamen Einehe. Die Partner führen dann eine zurückgezogene Lebensweise. Auch ihr Vokabular ist während der Paarungs- und Brutzeit deutlich leise und hört sich wie ein Flüstern an. Unglückshäher gelten als neugierige und ausgesprochen intelligente Vögel. Verhalten und Lebensweise ähneln stark dem Tannenhäher (Nucifraga caryocatactes).

Verbreitung: Zu den Verbreitungsgebieten des Unglückshäher und der Unterarten zählen unter anderem Europa: Kontinental Europa. Westeuropa. Osteuropa. Skandinavien, Norwegen, Schweden, Finnland, Italien, Veneto, Ostsee, Estland, Lettland, Weißrussland, Polen [selten/gelegentlich], Slowakei [selten/gelegentlich], Ukraine [selten/gelegentlich]. Asien: Russland, Russland (Europa), Nordwestrussland, Oblast Murmanskaya, Kola-Halbinsel, Russland (Asien), Ural, Oblast Tumenskaya, Oblast Khanty-Mansiysky, Oblast Jamal-Nenetsky, Insel Sachalin, Sibirien, Zentral Sibieren, Republik Buryata, Oblast Chitinskaya, Oblast Evenksky, Oblast Irkutskaya, Oblast Kemerovskaya, Krasnoyarsky, Oblast Omskaya, Oblast Taimyrsky, Oblast Tomskaya, Oblast Amurskaya, Tschukotka, Khabarovsky, Koryaksky, Oblast Magadanskaya, Primorskiy, Republik Sacha, Oblast Sakhalinskaya, Turkestan, Kasachstan, Mongolei, China, Uiguristan, Heilongjiang, Holarktis, Paläarktis, Westpaläarktis. Laut der Roten Liste der IUCN halten sich der Unglückshäher und die Unterarten in folgenden Habitaten auf: Boreale Wälder sowie gemäßigte Wälder. Der Unglückshäher ist ein Standvogel, der den Winter in der Regel in seinem Brutgebiet verbleibt. Nur bei extremer Kälte und Nahrungsmangel kommt es zu einem Teilzug. In der Nähe des Menschen sind diese Vögel nur selten anzutreffen, da geschlossene Wälder so gut wie nie verlassen werden.

Ernährung: Unglückshäher ernähren sich als Allesfresser sowohl von Sämereien, Früchten, Pilzen, Körner aller Art, Nüssen und anderen Waldfrüchten als auch von Insekten und deren Larven, kleineren Wirbeltieren wie Kleinnager, Vogeleiern und Nestlingen. Gelegentlich wird auch Aas verzehrt. Um an den Inhalt von haltschaligen Früchten zu kommen, nutzen Unglückshäher auch Werkzeuge wie Steine und ähnliches. Im Herbst legt der Unglückshäher in Verstecken Nahrungsvorräte für die kalte Jahreszeit an. Seine Nahrung findet der Unglückshäher sowohl auf dem Waldboden als auch im Geäst der Bäume und im Flug. Unglückshäher gelten wie der Tannenhäher (Nucifraga caryocatactes) als sehr räuberisch.

Fortpflanzung: Der Unglückshäher erreicht die Geschlechtsreife mit gut einem Jahr. Die Geschlechter führen eine monogame Einehe, die in der Regel ein Leben lang hält. Stirbt ein Partner, so verpaart sich der verbleibende erneut. Die Brutsaison der Unglückshäher beginnt in den nördlichen Verbreitungsgebieten im April, in südlichen Gebieten teilweise schon im späten Februar oder im März. Der genaue Zeitpunkt hängt aber von der Höhe des Lebensraumes und dem Nahrungsangebot ab. Als Brutgebiete dienen in der Regel Nadelwälder, eher selten ist der Unglückshäher auch im Mischwald anzutreffen. Je nach Vorkommen kommt es zu ein oder zwei Bruten in einer Saison. Bei den nördlichen Populationen kommt es aufgrund der Witterung nur zu einer Brut. Die Nistplätze suchen Pärchen gemeinsam aus. Die napfartigen Nester, die in mittlerer Höhe in hohen Nadel- oder seltener in Laubbäumen angelegt werden, bestehen aus Wurzelwerk, Ästchen und Blättern. Ausgepolstert wird ein Nest mit Moosen, Wolle, Tierhaaren und anderen weichen Pflanzenteilen. Das Nest weist einen Durchmesser von bis zu 18 Zentimeter auf. Beide Geschlechter sind am Nestbau beteiligt.

Das Weibchen legt im eintägigen Abstand meist drei bis vier, selten bis fünf weißliche bis leicht grünlich gefärbte und olivgrün befleckte Eier. Die Brutzeit beträgt etwa 17 bis 18 Tage, das Ausbrüten wird zumeist vom Weibchen alleine bewältigt. Das Männchen versorgt sein Weibchen während dieser Zeit mit Nahrung. In den ersten Tagen werden die nackten Küken noch vom Weibchen gehudert (gewärmt). Die Nestlingszeit erstreckt sich über rund 21 bis 24 Tage. Die Küken werden von beiden Elternteilen mit Nahrung versorgt. Als Nahrung dienen Insekten, Larven oder hochgewürgte Nahrung. Insgesamt bleibt der Familienverband nach Erreichen der Flugfähigkeit noch einige Wochen zusammen. In Gefangenschaft erreicht ein Unglückshäher ein Alter von 15 bis 20 Jahren. Die Lebenserwartung in Freiheit liegt wahrscheinlich bei acht bis zehn Jahren. Ein höheres Alter wird aufgrund der zahlreichen Gefahren und Prädatoren selten erreicht.

Ökologie, Gefährdung und Schutz: Unglückshäher zählen heute noch nicht zu den bedrohten Vogelarten. Das globale Verbreitungsgebiet erstreckt sich über rund 10.000.000 Quadratkilometer, die Bestände der Vögel werden auf 680.000 bis 1.400.000 Individuen in Europa geschätzt (BirdLife International in prep.). In der Roten Liste der IUCN wird die Art daher als nicht gefährdet (LC, Least Concern) geführt.

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