Info: Der Walhai (Rhincodon typus) zählt innerhalb der Familie der Walhaie (Rhincodontidae) zur Gattung Rhincodon. Im Englischen wird dieser Walhai Whale shark genannt.
Aussehen und Maße: Der Walhai kann ausgewachsen eine Körperlänge von 12 bis 20 Meter sowie ein Gesamtgewicht von 20 bis 34 Tonnen erreichen. Diese Maße werden freilich nur von wenigen Walhaien erreicht. Die durchschnittliche Länge liegt bei immer noch imposanten 10 bis 12 Metern, das durchschnittliche Gewicht liegt bei 12 Tonnen. Männchen bleiben kleiner und leichter als Weibchen. Die Lebenserwartung der Walhaie schwankt je nach Alter stark. So sind in der Literatur Angaben von 60 bis 100 Jahren zu finden. Einige Forscher gehen gar von einer Lebenserwartung von bis zu 150 Jahren aus. Der Körper ist stromlinienförmig gebaut und ausgesprochen flach. Dies gilt auch für den Kopfbereich. Der Kopf endet in einem breiten Maul, über das große Mengen an Wasser aufgenommen wird. Pro Stunde nimmt ein Walhai bis zu 6.000 Liter Wasser auf, das in besonderen Filterorganen im Bereich der inneren Kiemen gefiltert wird. Die bis zu 10 Zentimeter dicke Haut der Walhaie weist dorsal eine graublaue, graubraune bis braune Grundfärbung auf, die mit cremefarbenen bis hellbraunen Mustern und Punkten durchzogen ist. Diese Punkte und Muster sind bei jedem Individuum eindeutig und können zur Identifizierung einzelner Tiere zu Rate gezogen werden. Mit zunehmendem Alter verblassen die Punkte und Flecken. Ventral ist die Haut meist weißlich gefärbt. Welchen Sinn die auffällig gefärbte dorsale Seite macht, ist unbekannt und noch nicht abschließend erfoscht.
Einige Forscher meinen, dass es sich bei der Musterung um eine Tarnung handelt. Andere Meinungen gehen davon aus, dass es sich bei der Pigmentierung um eine Anpassung an die ultraviolette Strahlung handelt, die vor allem im Oberflächenwasser auftritt. Die Haut ist rau und weist eine Struktur aus zahnartigen Gebilden, den sogenannten Hautzähnchen oder Placoidschuppen, auf. Durch diese stark gekielten Placoidschuppen kann man von einem geschlossenem Exoskelett sprechen. Die Haut erhält so eine hohe Festigkeit. Das sehr breite Maul, das eine Breite von bis zu 150 Zentimeter erreichen kann, weist im Kieferbereich Reihen von rund 300 Reihen kleinen Zähnchen auf. Das Gebiss spielt bei der Nahrungsaufnahme jedoch keine Rolle, da der Walhai ein reiner Filtrierer ist. Die Kiemen, je fünf Kiemenschlitze auf jeder Körperseite, sitzen im vorderen Bereich des Körpers unmittelbar vor den Brustflossen. Die kleinen Augen sitzen weit vorne, seitlich am Kopf. Die erste Rückenflosse ist deutlich größer als die zweite und liegt im vorderen Drittel der hinteren Körperhälfte. Die zweite Rückenflosse, die nur ein Drittel der Größe der ersten Rückenflosse aufweist, liegt in der Mitte zwischen dem Schwanzansatz und der ersten Rückflosse. Die Bauchflosse liegt ventral auf Höhe der ersten Rückenflosse. Die anale Flosse liegt auf Höhe der zweiten Rückenflosse. Der mächtige Schwanz ist leicht gegabelt und liegt vertikal zum Körper. Die obere Fahne der Schwanzflosse ist mehr als doppelt so lang wie die untere Fahne. Die mittelgroßen Brustflossen liegen im ersten Körperdrittel unmittelbar hinter den Kiemen. Vor kurzem wurde ein sehr seltener Albino-Walhai von Tauchern nahe der Galapagos-Inseln entdeckt. Der Meeresbewohner hatte eine Größe von 11 Metern und hatte nur auf der Unterseite wenige dunkle Flecken.
Lebensweise: Walhaie leben einzelgängerisch. Allenfalls die Weibchen sieht man in Begleitung ihres Nachwuchses. In nahrungsreichen Gewässern kann man jedoch gelegentlich kleinere Ansammlungen antreffen. Dies trifft vor allem auf die Zeit der Planktonblüte zu. Ansonsten treffen die Geschlechter nur zur Paarungszeit aufeinander. Trotz ihrer einzelgängerischen Lebensweise sind Walhaie keineswegs territorial oder gar aggressiv gegenüber Artgenossen. Sie gehen sich einfach aus dem Weg, so dass es zu keinen Konfrontationen kommen kann. Dies trifft auch gegenüber dem Menschen zu. Walhaie dulden durchaus die Nähe von Tauchern und lassen sogar Berührungen zu. Allenfalls Schläge mit der Schwanzflosse kann es zu Verletzungen kommen, die jedoch meist auf Unvorsichtigkeit von Tauchern beruhen. Walhaie gelten als gute aber eher langsame Schwimmer. Die mächtige Schwanzflosse dient den Tieren dabei als Antriebsorgan. Für Jäger und Wilderer (Fischer) sind Walhaie daher eine leichte Beute, wenn die Tiere an der Wasseroberfläche schwimmen. Die Schwimmgeschwindigkeit liegt bei bis zu neun km/h. In der Nacht tauchen die Tiere nicht selten in die Tiefe des Meeres ab. Dabei erreichen sie leicht Tiefen von 300 bis 500, selten auch bis 700 Metern.
Verbreitung: Walhaie sind in allen tropischen und subtropischen Gewässern der drei Ozeane anzutreffen. Er ist insbesondere im Indischen Ozean, einschließlich dem Roten Meer und dem Arabischen Golf, verbreitet. Im westlichen Atlantik reicht das Verbreitungsgebiet vom Golf von Mexiko bis nach Brasilien, im westlichen Atlantik vom Senegal bis nach Liberia. Auch der Pazifik wird weitflächig besiedelt. Hier ist der Walhai im Westpazifik vom südlichen Japan, über die Südostasiatischen Inselwelt bis nach Australien anzutreffen. Im westlichen Teil des Pazifik kann man die Tiere von Kalifornien bis hinunter nach Peru in Südamerika beobachten. Walhaie leben auf hoher See und tauchen nicht selten auch im Küstenbereich auf. Warmes Oberflächenwasser wird dabei eindeutig bevorzugt. Im Oberflächenwasser gehen sie auch auf Nahrungssuche, da sich das Planktonvorkommen auf das Oberflächenwasser beschränkt. Walhaie legen auf ihren Wanderungen einige Tausend Kilometer im Jahr zurück. Sie folgen dabei dem Nahrungsvorkommen in Form von Plankton und Schwärmen kleiner Fische. Aber auch während der Paarungszeit kommt es zu saisonalen Wanderungen. Die Paarung und die Geburt des Nachwuchses scheint immer in bestimmten Gewässern stattzufinden.
Feinde: Ausgewachsene Walhaie haben aufgrund ihrer enormen Größe keine natürlichen Feinde. Getötet werden sie ausschließlich vom Menschen. Jungtiere und juvenile Walhaie fallen gelegentlich einem Blauen Marlin (Makaira nigricans) oder einem Blauhai (Prionace glauca) zum Opfer. Zu Übergriffen kommt es jedoch nur sehr selten.
Ernährung: Der Walhai ernährt sich trotz seiner enormen Größen fast ausschließlich von Mikroorganismen wie Zooplankton. Das Zooplankton besteht überwiegend aus kleinen Ruderfußkrebsen (Copepoda), Manteltieren (Tunicata), winzigen Krebstieren (Crustacea), die Larven von Stacheltieren (Echinodermata) und Organismen ähnlicher Größe. Neben Zooplankton (tierisches Plankton) wird durchaus auch Phytoplankton (pflanzliches Plankton) gefressen. Phytoplankton enthält beispielsweise verschiedenste Algen wie Grünalgen (Chlorophyceae) und Kieselalgen (Bacillariophyta). Aber auch kleine Fische, die in großen Schwärmen im Oberflächenwasser leben, werden gefressen. Eher selten stehen auch Weichtiere (Mollusca) wie Kopffüßer (Cephalopoda) auf dem Speiseplan. Walhaie schwimmen bei der Nahrungsaufnahme langsam durch Schwärme von Plankton und saugen Wasser in ihren Filterapparat ein. Durch das Ansaugen erhöht der Walhai die Menge an Wasser, die gefiltert werden kann. Dies ist aufgrund seiner enormen Größe auch notwendig. Das gefilterte Wasser tritt über die Kiemen aus dem Körper aus. Die Filterorgane befinden sich im Schlund, dem sogenannten Pharynx, nahe den Kiemen. Durch den Filter können Organismen in einer Größe von mindestens zwei Millimeter Größe zurückgehalten werden. Nur kleinere Organismen gelangen über die Kiemen wieder ins Freiwasser. Walhaie gehen vor allem in der Dämmerung und in der Nacht auf Nahrungssuche. Gelegentlich sind die Tiere in kleinen Gruppen bei der Nahrungssuche zu beobachten, die Regel ist jedoch eine einzelgängerische Nahrungssuche. Der Sehsinn spielt bei der Nahrungssuche keine Rolle. Walhaie orientieren sich ausschließlich über ihren hoch entwickelten Geruchssinn.
Fortpflanzung: Walhaie erreichen die Geschlechtsreife etwa mit einer Körperlänge von neun Metern. Dieses dürfte je nach Geschlecht einem Alter von 15 bis 30 Jahren entsprechen. Die Tiere gehören zu den lebend gebärenden Haiarten. Dieses war lange Zeit unklar, da entweder die Eiablage oder die Geburt nie beobachtet werden konnten. Ursprünglich ging man davon aus, dass die Weibchen Eier legen. Dieses schien durch Ei-Funde belegt. Des Rätsels Lösung war der Fang eines trächtigen Weibchens, die einige Hundert Jungtiere in ihrem Uterus aufwies (1995 vor Taiwan). Es handelte sich um Jungtiere in einer Länge von bis zu 63 Zentimeter. Offensichtlich stand die Geburt der Jungtiere kurz bevor. Die genaue Wurfgröße ist nicht bekannt. Der Fang des Weibchens wies jedoch um die 300 Jungtiere auf. Daher kann man davon ausgehen, dass je nach Alter eines Weibchens ein Wurf durchaus einige Hundert Jungtiere umfassen kann. Eine Geburt an sich wurde bisher noch nie beobachtet. Fest steht jedoch, dass Weibchen ihren Nachwuchs in angestammten Gewässern zur Welt bringen. Die Geburt findet immer in den Sommermonaten statt. Wie bereits angesprochen liegt die Lebenserwartung der Walhaie wahrscheinlich bei 60 bis 100 Jahre.
Ökologie: Der Fang der Walhaie spielte bisher nur eine untergeordnete Rolle, da die Tiere nur selten anzutreffen waren. Aufgrund der erhöhten Nachfrage stehen Walhaie heute mehr denn je im Fokus der Fischereiindustrie. Vor allem in Südostasiens stellt man den Walhaien nach. So wurden in den letzten Jahren einige Hundert Walhaie erlegt. Das Fleisch wird in Asien, insbesondere auf Taiwan und in China, sehr geschätzt und erzielt auf den Fischmärkten Höchstpreise. Verwertet wird nicht nur das Fleisch, sondern auch das Öl. Es wird vor allem als Schmiermittel und zur Imprägnierung genutzt. In Asien landet das Öl auch in der traditionellen chinesischen Medizin. Dem Öl wird eine heilende Wirkung bei Hautkrankheiten nachgesagt. In anderen Verbreitungsgebieten spielt die kommerzielle Bejagung so gut wie keine Rolle. Allenfalls in Indien und auf den Philippinen stellt man den Walhaien nach. In Gefangenschaft werden Walhaie nur in einem Aquarium in Japan gehalten. Aufgrund der enormen Größe und der speziellen Nahrung stellt das den meisten Betreibern von Aquarien vor unlösbare Probleme.
Gefährdung und Schutz: Walhaie gehören heute zu den bedrohten Arten. Daher wird die Art in der Roten Liste der IUCN als gefährdet (VU, Vulnerable) geführt. Walhaie erreichen die Geschlechtsreife erst sehr spät mit 15 bis 30 Jahren. Nur wenige Tiere erreichen überhaupt die Geschlechtsreife. Aufgrund des großen Verbreitungsgebietes und der geringen Anzahl adulter Walhaie kommt es nur selten zu einer Paarung. Die Geschlechter treffen nur selten aufeinander. Die Bejagung, bei der vor allem große und geschlechtsreife Tiere gejagt werden, reduziert zusätzlich die Populationen. Auch wenn in weiten Teilen der Verbreitungsgebiete der Fang verboten wurde, die Bejagung geht aufgrund der zu erzielenden Gewinne munter weiter. Der Profit kann aber auch ganz anders erzielt werden. Vor allem in Australien werden mehr und mehr Einnahmen aus dem Ökotourismus, insbesondere dem Whalewatching, erzielt. Durch weitreichende Kontrollen wird sicher gestellt, das die Walhaie bei den Beobachtungen nicht übermäßig gestört werden.