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Info: Der Wanderregenpfeifer (Pluvialis dominica), der auch Prärie-Goldregenpfeifer genannt wird, zählt innerhalb der Familie der Regenpfeifer (Charadriidae) zur Gattung Pluvialis.

Aussehen und Maße: Der Wanderregenpfeifer erreicht eine Körperlänge von 24 bis 28 Zentimeter, eine Flügelspannweite von 48 bis 58 Zentimeter sowie ein Gewicht von 130 bis 190 Gramm. Während der Brutzeit ist das Gefieder oberseits bräunlich bis goldgelb gefärbt. Dabei zeigt sich auf dem Rücken, dem Nacken und dem Oberkopf eine facettenreiche Tüpfelung aus hellen Punkten. Die Körperseiten, insbesondere unterhalb der Flügel sind weißlich gefärbt. Von der Stirn erstreckt sich ein breites weißes Band bis zu den Schultern. Die Bauchseite ist dunkelbraun bis fast schwarz gefärbt. Beim Weibchen kann sich im Bereich der Wange ein heller Fleck zeigen. Das Wintergefieder ist einheitlich bräunlich gefärbt. Insbesondere auf der Oberseite zeigt sich im Winter eine goldgelbe bis gräuliche Sprenkelung. Der Schnabel und die Extremitäten sind dunkelbraun gefärbt. Im Schlichtkleid ähneln sich die Geschlechter, im Prachtkleid ist das Weibchen deutlich lebhafter gefärbt als das Männchen und weist auch im Kopfbereich mehr Weißanteile auf. Der mittellange Schnabel ist gerade geformt und zeigt eine dunkle, schwarzbraune Färbung. Auch die langen Extremitäten weisen eine schwarzbraune Färbung auf.

Lebensweise: Wanderregenpfeifer treffen im späten Frühjahr in den Brutgebieten ein. Hier erfolgt nach einer Balz auch die Verpaarung. Der Zug in die Winterquartiere erfolgt kurz, nachdem die Jungvögel ihre Flugfähigkeit erreicht haben. Adulte Tiere begeben sich zuerst auf die lange Reise in die Winterquartiere, die teilweise über 10.000 Kilometer betragen kann. Kurze Zeit später folgen die Jungvögel. Wanderregenpfeifer fliegen die Strecke nicht in einem Stück, sondern legen hier und da eine Rast ein, um Nahrung aufzunehmen und sich zu stärken. In den Winterquartieren legen Wanderregenpfeifer ein durchaus geselliges Veralten an den Tag. Man trifft sie meist in großen Gruppen an. Anders hingegen in den Brutgebieten; hier sind Wanderregenpfeifer sehr territorial und besetzen paarweise ein Revier. Das eigene Revier wird gegenüber Artgenossen und Fressfeinden energisch verteidigt.

Verbreitung: Die Brutgebiete der Wanderregenpfeifer liegen hoch im Norden von Nordamerika. Sie erstrecken sich von Alaska bis an die Ostküste des nördlichen Kanadas. Im Spätsommer erfolgt der Zug in die Winterquartiere, die im nördlichen und zentralen Südamerika liegen. Die südlichsten Winterquartiere liegen in Uruguay. Dabei nutzen sie für Hin- und Rückflug zwei verschiedene Routen. Der Flug nach Südamerika erfolgt über die östliche Route, über die Karibik bis nach Südamerika. Der Rückzug in die Brutgebiete erfolgt über die westliche Route, die über Mittelamerika verläuft. Die Brutgebiete liegen in der kargen, fast baumlosen Tundra des hohen Nordens, die lediglich sich lediglich durch niedrige Vegetation auszeichnet. Aber auch an Seen, auf Feuchtwiesen und in Sumpfgebiete brüten die Vögel häufig. Den Winter leben die Vögel entlang von Flüssen und Seen, gelegentlich auch in Küstengebieten.

Feinde: Um das Gelege vor Prädatoren zu schützen, verlassen Wanderregenpfeifer ihr Gelege und ziehen so die Aufmerksamkeit auf sich. Sie gehen regelrecht auf einen Fressfeind zu und fangen an ihn zu umkreisen. Auch lautstarke Ausrufe kommen dabei zur Verwirrung eines Feindes zum Zuge. In seltenen Fällen kommt es seitens des Wanderregenpfeifers auch zu direkten Attacken in Richtung eines Angreifers. Dies in der Regel auch nur in Richtung von Raubmöwen (Stercorariidae) wie den Falkenraubmöwe (Stercorarius longicaudus) und Schmarotzerraubmöwe (Stercorarius parasiticus). Das Nest ist im Grunde gut getarnt und befindet sich an geschützter Stelle in niedriger Vegetation. Ein auf dem Nest sitzender Vogel gibt zudem eine vorzügliche Tarnung durch das Gefieder ab. Um die Verteidigung des Geleges kümmern sich beide Geschlechter gleichermaßen.

Ernährung: Der Wanderregenpfeifer ernährt sich wie alle Regenpfeifer hauptsächlich von wirbellosen Tieren wie Insekten (Insecta) und deren Larven sowie von Regenwürmern (Lumbricidae), kleinen Krebstieren (Crustacea) und Schnecken (Gastropoda), die auf dem Erdboden erstochert oder im Flachwasser erbeutet werden. Gelegentlich werden auch Sämereien, Beeren und Pflanzenteile gefressen. Während der Nahrungssuche stöbern Wanderregenpfeifer teils hüpfend oder schnell trippelnd durch ihren Lebensraum und picken mit schnellen Bewegungen Beutetiere auf. Beim Aufspüren der Beutetiere wird insbesondere der gut entwickelte Sehsinn eingesetzt. Beliebte Nahrungshabitate sind sandige Ufer und wassernahe Feuchtwiesen.

Fortpflanzung: Der Wanderregenpfeifer erreicht die Geschlechtsreife mit etwa 12 bis 18 Monaten. Die Brutgebiete liegen hauptsächlich in der arktischen Tundra von Alaska und Kanada. Ab Mitte April oder Anfang Mai kommen die ersten Wanderregenpfeifer aus den Winterquartieren zurück. Zur eigentlichen Eiablage kommt es jedoch erst im Juni. Die Paarungs- und Brutzeit kann je nach Verbreitungsgebiet schwanken. Die Brutzeit kann sich dabei durchaus bis in den späten Juli hineinziehen. Pro Jahr kommt es zu einem Gelege, bei Gelegeverlust kommt es zu keinem Nachgelege. Wanderregenpfeifer leben in einer monogamen Saisonehe. Während der Balz verfolgen die Männchen die Weibchen in hohem Tempo. Die Verfolgung geht mit heftigem Flügelschlagen und lautstarken Ausrufen einher. Dabei kommt es unter den Männchen in der Regel zu Kommentkämpfen um das Paarungsrecht mit den Weibchen. Die Kommentkämpfe sind ebenfalls durch Verfolgungsrennen geprägt. Der Balzgesang besteht aus vier Tönen in unterschiedlicher Höhe und wird in schnellen Abfolgen wiederholt. Das Nest befindet sich meist zwischen Felsen auf sandigem Untergrund an geschützter Stelle in der Vegetation in einer einfachen Bodenmulde, die mit Pflanzenteilen ausgepolstert wird. Um den Nestbau kümmert sich überwiegend das Weibchen. Das Weibchen legt durchschnittlich zwei bis vier weißliche bis cremefarbene Eier, die von beiden Partnern über einen Zeitraum von 25 bis 28 Tagen ausgebrütet werden. Die Brutdauer hängt vom Verbreitungsgebiet und der Witterung ab. Männchen wärmen die Eier in der Regel am Tage, Weibchen in der Nacht. Bereits kurz nach dem Schlupf verlassen die Jungvögel als Nestflüchter ihr Nest und folgen ihren Eltern. Die Küken ernähren sich von Anfang an selbständig, sie werden allerdings von den Elternvögeln geführt. Die Flugfähigkeit erreichen die Jungvögel mit vier Wochen, meist im Alter von 23 bis 25 Tagen. Die Lebenserwartung unter günstigen Umständen liegt bei 10 bis 15 Jahren.

Ökologie: In der Vergangenheit, vor allem im auslaufenden 18. und im 19. Jahrhundert, wurde der Wanderregenpfeifer von der einheimischen Bevölkerung wegen des Fleisches gejagt. Diese Unsitte ist heute jedoch nicht mehr gegeben. Allenfalls in den Winterquartieren in Südamerika unterliegt der Wanderregenpfeifer noch der Bejagung. In den nördlichen Brutgebieten, insbesondere in Alaska, steht heute der Tourismus mit einhergehender Vogelbeobachtung im Vordergrund. Zu den Hauptgefährdungsfaktoren gehört heute nur die Wasserverschmutzung, die in stark besiedelten Küstenstreifen in den letzten Jahrzehnten erheblich zugenommen hat. Der Wanderregenpfeifer gilt als noch nicht gefährdet. Daher wird die Art in der Roten Liste der IUCN als nicht gefährdet geführt.

Datei:Wanderregenpfeifer.jpg
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