Info: Die Art Xenesthis immanis zählt innerhalb der Familie der Vogelspinnen (Theraphosidae) zur Gattung Xenesthis. Im Englischen wird die Art colombian lesser black genannt.
Aussehen und Maße: Xenesthis immanis erreicht eine Körperlänge von etwa 8 bis 10 Zentimetern bei einer Beinspannweite von etwa 17 bis 22 Zentimetern. Die Art kann in zwei Farbvarianten auftreten. Die gemeinsame Grundform ist eine samtartige schwarze Färbung. Es gibt aber auch eine intensive blaue Farbvariante. Der Carapax weist bei beiden Geschlechtern ein pinkfarbenes metallisch glänzendes sternförmiges Muster auf, wobei diese Zeichnung bei dem Männchen stärker ausgeprägt ist als bei dem Weibchen. Des Weiteren schimmern bei dem Männchen die Coxae, die Trochanter, die Femoren und der Carapax metallisch rosafarben, während das Weibchen dunkelbraun bis schwarz gefärbt ist. Bei beiden Geschlechtern ist der gesamte Körper mit einer Behaarung bedeckt und überwiegend sind die Härchen mit Nervenzellen verbunden und dienen somit als Tasthaare, die auf Berührung und Vibrationen empfindlich reagieren. Hauptsächlich weisen die Beine eine starke Behaarung auf, insbesondere ist der Metatarsus IV mit einer dichten pelzigen Skopula vom Apex bis zur Basis versehen. Die übrigen Härchen werden in Brennhaare, Hörhaare, Geschmackshaare und Hafthaare unterschieden. Das Männchen besitzt für die Paarung Tibialhaken am vorderen Beinpaar. Bei Beugung des Beines I kommt der Metatarsus zwischen den Tibia-Apophysen zu liegen. Im Allgemeinen ist das Männchen kleiner als das Weibchen und ist meist an seinen langen Beinen und an seinem schlankeren Körper gut zu erkennen. Das Männchen ist mit 2,0 bis 2,5 Jahren geschlechtsreif und das Weibchen erreicht die Geschlechtsreife mit etwa 2,5 bis 3,0 Jahren. Die Lebenserwartung des Weibchens beträgt 12 bis 15 Jahre, während das Männchen nach der letzten Reifehäutung noch etwa 1 bis 2 Jahre leben kann.
Lebensweise: Xenesthis immanis ist eine bodenbewohnende Vogelspinne und lebt wie fast alle Vogelspinnen einzelgängerisch. Sie zählt zu den sogenannten Bombadierspinnen. Bei Gefahr kann sie ihre Reizhaare, die sich auf dem Opisthosoma (Hinterleib) befinden, einsetzen. Die Reizhaare können ein Jucken und Brennen der Haut und der Atemwege verursachen. Zu ihrer Verteidung streift sie nicht nur ihre Reizhaare ab, sondern kann sich bei Belästigung auf die ausgestreckten Beine aufrichten und dabei kleine Sprünge ausführen. Die Spinne kann kräftig zubeißen. Kommt es zu einem Biss, muss die Wunde sofort desinfiziert werden, da sich auf den Cheliceren häufig Bakterien befinden, die eine Infektion auslösen können. Der Giftbiss selbst ist nicht so gefährlich wie die Infektion durch Bakterien.
Verbreitung: Das Verbreitungsgebiet von Xenesthis immanis befindet sich in Panama, Brasilien, Ecuador, Kolumbien, Peru und Venezuela. Ihre Lebensräume liegen in Regenwaldgebieten niedriger Höhe. Die Xenesthis immanis legt in freier Wildbahn Wohnhöhlen an, sie bezieht aber auch verlassene Wohnhöhlen.
Ernährung: Xenesthis immanis ernährt sich in ihrem natürlichen Lebensraum von Insekten (Insecta), von Eidechsen (Lacertidae), Mäusen (Mus) und von anderen kleinen Tieren. In Gefangenschaft kann die Ernährung vielfältig sein und besteht meist aus Grillen (Gryllidae), Heuschrecken wie Langfühlerschrecken(Ensifera) und Kurzfühlerschrecken (Caelifera) und aus Larven vom Mehlkäfer (Tenebrio molitor). Gelegentlich können ein- oder zweimal pro Monat auch Mäuse (Mus) verfüttert werden.
Fortpflanzung:
Bis zur Geschlechtsreife durchläuft Xenesthis immanis mehrere Häutungen. Bereits zu diesem Zeitpunkt webt das Männchen ein sogenanntes Spermanetz, in das es sein Sperma füllt. Dieses Sperma wird in die Bulben aufgenommen, indem das Männchen mit seinen Pedipalpen die Spermaflüssigkeit in die Bulben pumpt. Nun geht es auf die Suche nach einem Weibchen. Das Männchen ermittelt die Anwesenheit eines Weibchens, indem es die chemischen Substanzen (Pheromone) des Weibchens wahrnimmt. Hat das Männchen ein Weibchen ausgemacht, umwirbt das Männchen das Weibchen mit seinen Tastern durch kräftiges Trommeln und spasmodischen Bewegungen des dritten Beinpaares, teilweise trommelt das Männchen auch noch mit dem ersten und zweiten Beinpaar und prüft zugleich die Paarungsbereitschaft des Weibchens. Vermutlich wird die seismische Kommunikation über den Boden durch Stridulation einiger Organe produziert. Die durch das Trommeln ausgelösten Vibrationen (seismische, akustische Signale) werden über die Hörhaare wahrgenommen.
Nach ungefähr drei bis sechs Wochen nach der Kopulation versiegelt das Weibchen die Zugänge des Nestes und webt mit Seide innerhalb des Nestes einen Kokon. Ungefähr drei Monate nach der Kopulation legt sie etwa 70 bis 80 Eier im natürlichen Lebensraum in den Kokon ab. Im Innern des Kokons durchlaufen die Nymphen mehrere Entwicklungsstadien, in denen sie sich zweimal häuten. Die Nymphen schlüpfen noch im Innern des Kokons. Dies geschieht bereits nach drei Wochen. Nach insgesamt rund zehn Wochen schlüpfen die jungen Spiderlinge, wie sie nach dem Schlupf genannt werden. Die Spiderlinge sind schon beim Schlupf mit einem Zentimeter Spannweite recht stattlich. Sie häuten sich in der Folge alle zwei bis drei Wochen und leben in der ersten Zeit von Kleinstinsekten. Wenige Tage nach dem Schlupf verlassen sie das Nest. Die Spiderlinge sind während dieser Zeit sehr verletzbar.